Lebenslinie Grünes Band

Was steht eigentlich hinter dem Begriff „Grünes Band“?

Als Kerngebiet kann man wohl den Bereich zwischen der eigentlichen Grenzlinie (früher Staatsgrenze, heute Landesgrenzen) und dem Kolonnenweg bezeichnen. Dieses Gebiet hat eine Breite von etwa 50-200m und ist exakt 1393km lang. Wenn man von dem flächenmäßig geringen Pestizideinsatz auf dem Spursicherungsstreifen absieht, blieb dieses Gebiet als Folge der militärischen Abriegelung zwischen 1952-1989 fast unberührt. Nur wenige Male im Jahr wurde dieser Bereich von regimetreuen Mitgliedern der LPG unter strenger Aufsicht der Grenzsoldaten gemäht, um freie Sicht zu gewährleisten. Dadurch entwickelten sich Brachflächen, die seltenen Tier- und Pflanzenarten Rückzugsflächen boten. Aber auch im angrenzenden 500m-breitem Schutzstreifen, in dem man eine niedrige, steppenähnliche Vegetation vorfand, sowie im 5km breiten Sperrgebiet, in dem Siedlungsbau, Verkehr und Industrie stark eingeschränkt waren, bildeten sich mit den Jahren wertvolle Habitate für Flora und Fauna. Insgesamt weist dieser Bereich, da er sich durch fast alle deutschen Landschaften vom Mittelgebirge bis zur Niederung zieht, ganze 109 verschiedene Lebensräume auf. Er bietet wertvolle Offenlandbiotope, wie Mähwiesen und Graslandschaften, Pionierwälder, Feuchtgebiete wie Moore, Bach-oder Flussauen, Felsfluren und mittlerweile selten gewordene Heidelandschaften. Immer wieder unterstreichen Inseln der Wildnis zwischen den Wiesen- und Buschlandschaften die Vielfalt der Lebensräume in diesem Gebiet. Auf dem Grünen Band finden sich mehr als 5200 verschiedenen Pflanzen- und Tierarten, die teilweise vom Ausstreben bedroht sind oder sogar als bereits ausgestorben galten. Hier gedeihen wildwachsende Orchideen und Enzian und leben, um nur ein paar „berühmte“ Vertreter zu nennen, streng geschützte Arten wie der Eisvogel, das Birkhuhn oder die Flussperlmuschel, Wildkatzen und der seltene Schwarzstorch. Aber auch die stark gefährdete Wanstschrecke, der vom Aussterben bedrohte Fischotter oder der hübsche, jedoch ebenfalls gefährdete Laubfrosch finden hier wieder eine Heimat.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Bereits vor der Wende erkannte man diesen wertvollen Schatz und so entwickelten sich allmählig Ideen zu einem Naturschutzprojekt, die nach der Wiedervereinigung vom Land Thüringen und dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) aufgegriffen worden. Unter dem Credo der Erhaltung der Artenvielfalt und dem Schutz der Tier- und Pflanzenwelt, steht der durch Spenden finanzierte Flächenankauf in wertvollen Teilbereichen, um die Lücken zu schließen, die durch Acker-, Siedlungs- und Straßenbau, sowie Aufforstung entstanden sind (im Moment sind das noch 180km). Damit soll die Durchgängigkeit der Kette sichergestellt werden, die das Grüne Band aufgrund seiner Aneinanderreihung verschiedenster Lebensräume zum größten Biotopverbundsystem Mitteleuropas macht. Nicht nur in den Kernbereichen, sondern auch in den angrenzenden Gebieten wirkt der BUND immer wieder auf die Bundesländer ein, entsprechende Schutzgebiete auszuweisen und somit große Flächen für den Naturschutz zu retten. Dem Grünen Band kommt aber auch eine große kulturhistorische Bedeutung zu. Die Umwelt- und Naturschutzorganisiation möchte diesen Teil deutsch-deutscher Geschichte mit naturverträglichem, nachhaltigem Tourismus erleb- und erklärbar machen. Dafür ist es wichtig, die wenigen noch vorhandenen Zeugen der Grenzsicherunganlagen als Mahnmale zu sichern und zu erhalten und durch Öffentlichkeitsarbeit seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen, um zahlreiche Unterstützer zu finden. Einer davon ist der ehemalige Generalsekretär der Kommunistischen Partei KPdSU und Staatspräsident der Sowjetunion Michail Gorbatschow, einer der Väter der deutschen Wiedervereinigung. Er übernahm 2003 die Schirmherrschaft des Projektes.

Die Vision: das Grüne Band Europa. Ein länderübergreifendes Naturschutzprojekt, das das Kulturerbe und die während des Kalten Krieges entstandenen wertvollen Biotope sichert, die unbeabsichtigt entlang des ehemaligen europäischen Grenzstreifens zwischen dem kommunistischen und dem kapitalistischen System entstanden sind. Über 12.500km, vom schwarzen Meer in der Türkei bis zum Eismeer in Norwegen, entlang der Grenze von 24 Staaten.

„Grenzen trennen – Natur verbindet“
LEBENSLINIE GRÜNES BAND

2016-05-14 02.23.44

Wer unbürokratisch helfen will: Hier geht’s zur Onlinespende

Die Stiftung Naturschutz schreibt:

„…Die Grenze ist gefallen, weil friedlicher Bürgerprotest dies vehement einforderte. Auch heute haben viele Menschen das Bedürfnis, sich für etwas Gutes zu engagieren. Das Grüne Band bietet uns die Möglichkeit selbst die Erfahrung zu machen und uns ins Gedächtnis zu rufen, welche Dynamik bürgerschaftliches Engagement entwickeln kann. Gemeinsame Aktionen zur Pflege der Lebensräume von Flora und Fauna, nicht zuletzt auch als unser Lebensumfeld, sind wesentlicher Teil unserer Kultur. Es macht Freude für die gemeinsame Idee zusammen anzupacken: Körperlicher Ausgleich, frische Luft, Spaß und entspannter Ausgleich mit den Mitmenschen – so hat die Natur, die Gesellschaft und jeder Einzelne einen Gewinn….

Ihr Engagement kann so vielfältig sein, wie das Grüne Band selbst!“

2016-05-14 02.22.22

Quellen:

Wikipedia, BUND-Das Grüne Band, Video: „Lückenschluss Grünes Band“; BUND.net>Themen und Projekte>Grünes Band>Aktuelle Projekte>Lückenschlussprojekt Fotos von http://www.fotolia.com, http://www.pixelio.de: Erik Madre /pixelio.de, Gita Hansen /pixelio.de, Angelika Wolter /pixelio.de, Rita M. /pixelio.de, Bruno Glätsch /pixelio.de, berggeist007 /pixelio.de, Helga Schmadel /pixelio.de, Petra Hegewald /pixelio.de, Anita Stöwesand /pixelio.de, Kurt Bouda /pixelio.de, Huskyherz /pixelio.de, Margit Völz /pixelio.de, Ruth Rudolph /pixelio.de, Jürgen Nießen /pixelio.de, ich /pixelio.de, Foto-Fin /pixelio.de